Wir befinden uns in einer Zeit, in der traditionelle Führungsmodelle in Unternehmen an ihre Grenzen stoßen. Hierarchische Strukturen, die auf Macht und Gehorsam basieren, erweisen sich als zunehmend ineffektiv. Neue Organisationsformen wie die Selbstorganisation werden zwar ausprobiert, doch oft fehlt ihnen eine passende Haltung zu Autorität. Was wir brauchen, ist ein Umdenken in der Führung, das auf Respekt und Vertrauen zwischen Führungskraft und Mitarbeitern basiert.

Es gibt auffällige Parallelen zwischen der Krise der Autorität von Eltern und Lehrern und der von Führungskräften. In beiden Fällen führt der Versuch der Kontrolle durch Belohnung und Bestrafung zu Widerstand. Es ist an der Zeit, unser Verständnis von Autorität zu überdenken. Die Psychologen Haim Omer und Arist von Schlippe haben dazu das Konzept der "Neuen Autorität" für die Erziehung entwickelt. Dieses Konzept kann auch auf die Führung in Unternehmen angewendet werden.

Es gibt deutliche Unterschiede zwischen traditioneller und transformativer Autorität: Anstelle von Misstrauen und Kontrolle treten Vertrauen und Vernetzung, anstelle von Distanz tritt Präsenz. Statt Gehorsam gibt es Gleichwertigkeit und Autonomie. Fehler werden transparent gemacht und dienen dem Lernen.

Viele Ratgeber zur Führung bleiben jedoch in einem autoritären Denken verhaftet und verschärfen so die Probleme. Seit den 1960er Jahren hat sich die Gesellschaft stark verändert, sodass dieses Denken nicht mehr zeitgemäß ist. Dies ist die sogenannte Systemfalle der Führung.

Um diese Falle zu durchbrechen, müssen wir unser Verständnis von Autorität überdenken. Es gibt fünf Denkfehler, die uns daran hindern, einen klaren Blick auf das Thema zu werfen. Wir müssen die Wurzeln von Autorität in Staat, Familie und Wirtschaft beleuchten.

Auf dieser Grundlage können wir konkrete Bausteine für die Praxis einer neuen Führung skizzieren, die auf den sieben Elementen der Transformativen Autorität basiert. Dies ist der Weg zur Führung der Zukunft.

Das Ziel ist es, die aktuelle Lage der Führung differenziert zu analysieren und damit eine neue Sicht auf dieses Thema zu eröffnen. Der vorgeschlagene Perspektivwechsel soll Führungskräften ermöglichen, die Systemfalle zu durchbrechen und echte Autorität im Unternehmen zu etablieren.