Incels

Geschichte, Sprache und Ideologie eines Online-Kults

Informiere dich über die Abgründe der Incels und erfahre, wie aus Selbsthilfe ein tödlicher Hass wurde!

Veronika Kracher
2020
Ventil Verlag
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3 Kernaussagen

Was erwartet dich?

1

Incels und Gewalt

Die Incel-Bewegung hat sich von einer Selbsthilfegruppe für einsame Menschen zu einer gefährlichen Ideologie entwickelt, die Gewalt gegen Frauen glorifiziert und rechtfertigt.

2

Männerhass auf Frauen

Incels sind ein Produkt eines patriarchalen Systems, das Frauen als Objekte und Männer als Opfer eines von Frauen dominierten Feminismus sieht.

3

Radikalisierung online

Die Incel-Community nutzt das Internet nicht nur zur Verbreitung ihrer Ideologie, sondern auch zur Rekrutierung neuer Mitglieder, wobei Memes und Codewörter als Mittel zur Stärkung ihrer kollektiven Identität dienen.

Zum Inhalt
Zitat

"Das Phänomen »Incels« entsteht nicht in luftleerem Raum, sondern ist Resultat eines Systems, in dem patriarchales Anspruchsdenken, Misogynie und Gewalt gegen Frauen an der Tagesordnung sind."

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Learnings

Was kannst du lernen?

Wissen & Skills

  • Verständnis für Online-Radikalisierung
    Du lernst, wie junge Männer in toxische Ideologien abgleiten und welche Mechanismen dahinterstehen.
  • Kritisches Denken über Geschlechterverhältnisse
    Das Buch "Incels" bietet eine tiefgehende Analyse der Geschlechterdynamiken in unserer Gesellschaft und zeigt auf, wie sie zur Radikalisierung beitragen.
  • Sensibilität gegenüber modernen Bedrohungen
    Es schärft Dein Bewusstsein für die Gefahren, die von solchen Online-Subkulturen ausgehen, und wie sie das gesellschaftliche Klima beeinflussen.

Fragen zum Nachdenken

  1. Wie entsteht eine so extreme Ideologie wie die der Incels?
  2. Welche gesellschaftlichen Faktoren tragen zur Radikalisierung junger Männer bei?
  3. Warum werden Frauen in Incel-Foren systematisch entmenschlicht und angegriffen?
  4. Wie beeinflusst das Internet die Verbreitung extremistischer Ideologien?
  5. Was kann getan werden, um der zunehmenden Gewaltbereitschaft in der Incel-Community entgegenzuwirken?

Bei welchen Herausforderungen kann das Buch helfen?

Persönliche Herausforderungen

  1. Konfrontation mit Extremismus: Es hilft Dir, Extremismus in Online-Communities besser zu erkennen und zu verstehen.
  2. Selbstreflexion: Es fordert Dich auf, über Deine eigenen Vorurteile und die Auswirkungen gesellschaftlicher Normen nachzudenken.
  3. Auseinandersetzung mit Misogynie: Es sensibilisiert für die alltägliche Misogynie und zeigt, wie tief sie in der Gesellschaft verwurzelt ist.

Berufliche Herausforderungen

  1. Prävention von Online-Radikalisierung: Es bietet Einblicke in die Dynamiken, die in der Arbeit gegen Online-Extremismus von Nutzen sein können.
  2. Aufklärung und Sensibilisierung: Es dient als Grundlage für Schulungen und Bildungsmaßnahmen zur Sensibilisierung gegenüber Geschlechterdiskriminierung und Extremismus.
  3. Krisenintervention: Es kann Fachkräften helfen, die psychologischen Hintergründe radikalisierter junger Männer besser zu verstehen.

Gesellschaftliche Herausforderungen

  1. Bekämpfung von Frauenhass: Es bietet eine Analyse der Mechanismen hinter der Verbreitung von Frauenhass und kann als Grundlage für gesellschaftliche Gegenstrategien dienen.
  2. Förderung von Gleichberechtigung: Es fordert zum Nachdenken über bestehende Geschlechterrollen und ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft auf.
  3. Umgang mit digitaler Gewalt: Es beleuchtet die Rolle des Internets bei der Verbreitung extremistischer Ideologien und bietet Ansätze, wie digitale Räume sicherer gestaltet werden können.
Amazon Rezensionen

Was sagen Leser:innen?

⭐️ 4,2 (97 Bewertungen)

Stars - Elements Webflow Library - BRIX Templates

"Ein unglaublich wichtiges Buch, das schockiert, besonders durch die detaillierte Aufzählung der Femizide durch Incels. Die erschreckende Wahrheit zeigt, wie wenig darüber gesprochen wird. Absolut relevant!"

* gekürzt & paraphrasiert

Lena

Icon - Elements Webflow Library - BRIX Templates
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Über die Autorin

Key Note
Oktober 2023

re:publica x Reeperbahn Festival 2023: Gekränkte Männlichkeit, Internet und misogyner Terror

Talk
Dezember 2020

TuesdayTalk #19: "Incels" mit Veronika Kracher | Bildungsstätte Anne Frank

Interview
September 2019

Interview über Incels und toxische Männlichkeit - mit Veronika Kracher und Kritik & Subversion

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Incels
Geschichte, Sprache und Ideologie eines Online-Kults

Inhalt

01

Was sind Incels überhaupt? Und wieso über sie schreiben?

Die Incel-Subkultur entstand aus einer Selbsthilfegruppe für Menschen, die unfreiwillig im Zölibat leben. Über die Jahre radikalisierte sie sich jedoch zunehmend und entwickelte eine frauenfeindliche und gewaltbereite Ideologie. Incels sind überwiegend junge Männer, die glauben, ein Anrecht auf Sex mit Frauen zu haben. Sie fühlen sich von attraktiven Frauen, den "Stacys", zurückgewiesen und wenden ihren Hass und ihre Wut gegen Frauen im Allgemeinen. Sie sehen im Feminismus die Ursache für ihre vermeintliche Sexlosigkeit und glauben, dass früher jeder Mann das Recht auf eine Frau hatte. Ihre frauenfeindliche Ideologie basiert auf Verschwörungstheorien, Selbsthass und Nihilismus.

Viele Incels radikalisieren sich in Online-Foren und feiern Attentäter wie Elliot Rodger. Der Frauenhass von Incels ist jedoch kein Randphänomen, sondern in der patriarchalen Gesellschaftsstruktur weit verbreitet. Incels neigen zu rechtsradikalem Gedankengut und Terrorismus. In den letzten Jahren gab es mehrere Anschläge von Incels, bei denen viele Menschen starben. Auch der Attentäter von Halle stand der Incel-Ideologie nahe. Es ist wichtig, der Radikalisierung von Incels entgegenzuwirken und frauenfeindliche Strukturen in der Gesellschaft zu überwinden.

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02

Let’s embrace the Memetic Warfare: Die Rolle von Memes innerhalb der Incel-Community

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03

Von der Selbsthilfeseite zum misogynen Terror: Eine kurze Geschichte der Incel-Bewegung

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04

Rote Pille, schwarze Pille: Ein Blick in den Online- Medizinschrank

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05

Echokammern statt Selbsthilfe: Die Incel-Foren

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06

His Twisted World: Eine Analyse des Manifestes von Elliot Rodger

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07

Elliot Rodgers Jünger: Die Incel-Community 2020

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08

Zwischen »Supreme Gentleman« und »Untermenschen- Abschaum«: Das Selbstbild von Incels

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09

Frauenhass: Die gesellschaftliche Normalität

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10

Männlichkeit als pathologisches Problem

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11

Incels als autoritäre Persönlichkeit

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12

Gewalt als Mittel zur Mannwerdung

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13

Der Ausstieg aus der Incel-Szene

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14

Ohne Angst verschieden sein können

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15

Nachwort: Brief an einen Incel

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Was sind Incels überhaupt?
Und wieso über sie schreiben?

Wissen Sie was, liebe Leser*innen? Eigentlich würde ich dieses Buch lieber gar nicht schreiben müssen. Es gibt so viel schönere Dinge, als sich durch die frauenfeindlichen Hasstiraden frustrierter junger Männer zu lesen. Kätzchen kraulen. Mit der besten Freundin Champagner trinken. Feministische Graphic Novels lesen. Pen-and-Paper-Kampagnen spielen. Sogar sich die Zehennägel zu schneiden ist angenehmer als die Recherche in Incel-Foren! Aber, um mal mein eigenes Motto zu zitieren: Irgendeine muss es ja tun.

Lange Zeit war es so, dass viele Zuhörerinnen oder Leserinnen – vor allem ein Publikum über 35 oder Personen, die weniger internetaffin sind als ich – mir sagten, dass sie gerade zum ersten Mal in ihrem Leben mit dem Thema konfrontiert worden wären, wenn ich über Incels sprach oder schrieb. Incels waren lange Zeit ein primär nordamerikanisches Phänomen. In Deutschland berichtete man erst im Rahmen des Anschlags von Elliot Rodger in Santa Barbara 2014 und dann auch im größeren Rahmen, als Alek Minassian 2018 in Toronto mit einem Sprinter in eine Menschenmenge raste.

Ich hatte mich zu diesem Zeitpunkt sowohl intensiv mit der Geschlechterideologie der Alt-Right als auch mit der sogenannten »Manosphere«, also einem Online-Netzwerk antifeministischer Männerrechtsgruppen, befasst, einen Vortrag zum Thema konzipiert und begann, stärker zu dem damals in Deutschland noch vergleichsweise obskuren Thema Incels zu recherchieren.

Das alles änderte sich nach dem 9. Oktober 2019, als ein junger Rechtsradikaler an Jom Kippur ein Attentat auf die Synagoge in Halle verüben wollte und seine Tat live im Internet teilte. Auch wenn die Tat, die zwei Menschen – Jana S. und Kevin L. – das Leben kostete, kein explizites Incel-Attentat, sondern ein antisemitischer Angriff war, stellten zahlreiche Medien, von der BILD-Zeitung bis hin zum leninistischen Blog Klasse gegen Klasse, die Frage: »War der Täter ein Incel?« Diese Frage liegt nicht fern, da der Täter sowohl in seinem Livestream als auch in seiner – dem Namen eines Manifestes unwürdigen – veröffentlichten Tatbeschreibung unter anderem Codes und Memes der von Incels frequentierten Imageboards wie 4chan verwendete, ein Alek Minassian gewidmetes Lied des Rappers EggWhite hörte und durch seine Selbstgeißelung als »Versager« und »NEET« stark an den in hunderttausenden Foreneinträgen zelebrierten Selbsthass von Incels erinnerte.